Artikel mit dem Tag "interviews"



25. Juni 2017
Ist es besser, bei starkem Regen heftig in die Pedale zu treten, um dem Wetter zu entkommen? Oder empfiehlt es sich, langsam zu radeln, um eine kürzer Regenstrecke zurück zu legen? Bei dieser Frage geht es nicht nur um Effektivität und Nutzen, sondern auch um Charakter und Temperament. Jotz und ich beweisen in dieser Situation sehr unterschiedliche Wesenszüge.
07. März 2017
Ich liebte meine Secondhand-Motorradjacke. Sie war mindestens 3 Nummern zu groß, roch nach Leder und Patschuli, wie der Laden, in dem ich für sie mein gesamtes Taschengeld gelassen hatte, und sie war schwarz wie der Dreck unter meinen Fingernägeln. Dieses Stück verruchter Kleidung umgab mich mit einem gewissen Flair, sollte den Eindruck machen, als hätte ich mir das Teil schnell am Morgen in der Wohnung eines ultracoolen Typen geschnappt und übergezogen, um nach einer langen Nacht nicht...

07. Februar 2017
Unsere Sommer fingen an den Tagen an, an dem das Freibad seine Pforten öffnete, unsere Sommer und damit ein großes Stück Leben, Jahr für Jahr. An jenen Tagen warteten meine Freundin und ich schon ungeduldig vor dem Gitter, das uns den ganzen Winter von unserem schönsten Zeitvertreib getrennt hatte wie der Fluss die Königskinder. Wir warteten auf die Bademeisterin, darauf dass sie sich mit dem klimpernden Schlüsselbund näherte und endlich aufschloss. Wir wollten unbedingt die ersten...
01. Oktober 2016
„Maamaaaa, was soll ich maaachen?“ Wenn das meine Kinder rufen, dann höre ich meine eigene Stimme, höre, wie ich selbst als kleines Mädchen gerufen habe, wenn mich Langeweile und Lustlosigkeit gepeinigt hat. Jemand sollte mich aus meiner Trübsal befreite, mich unterhalten und dafür sorgen, dass ich mich nicht länger auf dem Boden herumwälzen musste, wie ein Straßenköter in den Hinterlassenschaften seiner Mitvierbeiner.

23. September 2016
Mein Sohn ist davon überzeugt, dass er bereits jetzt, mit neun Jahren, besser einparken kann als ich. Schließlich übt er es auf Papas Handy per App. Und schalten und steuern kann er auch schon. Ich hatte in seinem Alter keinen blassen Schimmer davon, wie man ein Fahrzeug fortbewegt, mal abgesehen von Puppenwagen, Rollbrettern und Fahrrädern. Autofahren bedeutet für mich: ich saß zwischen meinen Geschwistern eingezwängt auf der Rückbank und wurde, ja nach Kurvenrichtung, mal gegen den...
13. September 2016
Es ist Juli, halb neun Uhr morgens und die Temperaturen knapp unter dreißig Grad. Im Physiksaal ist es mucksmäuschenstill. In der vorderen Reihe ist schon jemand wach und lauscht Herr Wielands Ausführungen davon, was die Welt im Inneren zusammenhält. Der Typ rechts daneben blättert unter dem Tisch in einer Modellbauzeitschrift. Segelschiffe. Dreimaster. Ein Mädchen in der Fensterreihe malt bunte Kringel in ihren Schülerkalender. Herr Wieland hat einen Versuch aufgebaut. Eine elektrische...

05. September 2016
„Die können mich ja sehen!“, stellte ich voller Überraschung fest, als mich das Mädchen neben mir am Ende der ersten Schulwoche fragte, wie ich heiße. Was für ein Schreck! „Die können mich nicht nur sehen, die haben auch eine Meinung darüber, ob ihnen gefällt, was sie sehen!“, erweiterte ich meine Erfahrung ein paar Jahre später. Das war zu der Zeit, als mein Spiegelbild anfing, mich so komisch anzugucken, so als habe es mich vorher noch nie gesehen, sich über mich lustig...
22. Juli 2016
„Drehfertig machen!“, tönt es durch das Headset direkt in mein Gehirn. Leichter gesagt, als getan, wenn keiner auf die Setaufnahmeleiterin hört. „Verstanden!“, gebe ich zurück. Es knackt und raschelt im Funk, piepen, dann Stille. Jetzt ist es an mir, das Team aus dem Wartemodus wieder ans Arbeiten zu kriegen. Ich stecke den Kopf in das Maskenmobil, um Darsteller Pierre ans Set zu bitten. Wie immer, komme ich gerade ungelegen. Die Maskenbildnerin scheucht mich davon, wie eine lästige...

15. Juli 2016
„Das ist nicht meine Oma! Das ist meine Großtante“, fauchte ich den Mann an der Hotelrezeption an, der mir einen Lolli entgegenstreckte. Wie mir das auf die Nerven ging! Egal, wohin wir gingen, ins Restaurant, ins Hotel, ob der Eisenbahnschaffner unserer Fahrscheine kontrollierte, ob wir ein Museum besuchten oder uns beim Zuckerbäcker mit Naschzeug eindeckten, alle hielten Thekla für meine Oma und mich für ihren süßen Enkelsohn, dem man einen Lutscher schenkten oder über den Kopf...
08. Juli 2016
Fotografieren ist mir lästig, aber es gab Zeiten, da hätte ich Fotos gut gebrauchen können, da hätte ich mich gerne an die Gesichter der coolen Jungs aus der Ferienfreizeit erinnert, hätte gerne den lässigen Look der Mädchen auf dem italienischen Campingplatz kopiert, wofür eine fotografische Vorlage von Vorteil gewesen wäre; ich hätte gerne Bilder gehabt, aus der Zeit, als ich das erste Mal vor Verliebtheit über meinen eigenen Herzschlag stolperte. All diese Fotos hätte ich gerne...

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