Artikel mit dem Tag "Projekte"



07. Februar 2017
Unsere Sommer fingen an den Tagen an, an dem das Freibad seine Pforten öffnete, unsere Sommer und damit ein großes Stück Leben, Jahr für Jahr. An jenen Tagen warteten meine Freundin und ich schon ungeduldig vor dem Gitter, das uns den ganzen Winter von unserem schönsten Zeitvertreib getrennt hatte wie der Fluss die Königskinder. Wir warteten auf die Bademeisterin, darauf dass sie sich mit dem klimpernden Schlüsselbund näherte und endlich aufschloss. Wir wollten unbedingt die ersten...
09. Oktober 2016
Sie war allein zu Hause, als es mit ihr zu Ende ging. Allein mit dem Baby. Seit der Geburt der Kleinen war in ihrem Leben nichts mehr wie vorher. Sie war übermüdet. Ihre Augen brannten von den durchwachten Nächten und vom Weinen. Unangekündigt brach es aus ihr heraus und verwandelten einen sonnigen Tag in eine graue, diffuse Masse. Schlaf und Wach waren nicht mehr an ihrem Platz, der Hunger kam, wann er wollte und ging in einen brennenden Durst über, ließ sich nicht löschen, nicht mit...

01. Oktober 2016
„Maamaaaa, was soll ich maaachen?“ Wenn das meine Kinder rufen, dann höre ich meine eigene Stimme, höre, wie ich selbst als kleines Mädchen gerufen habe, wenn mich Langeweile und Lustlosigkeit gepeinigt hat. Jemand sollte mich aus meiner Trübsal befreite, mich unterhalten und dafür sorgen, dass ich mich nicht länger auf dem Boden herumwälzen musste, wie ein Straßenköter in den Hinterlassenschaften seiner Mitvierbeiner.
23. September 2016
Mein Sohn ist davon überzeugt, dass er bereits jetzt, mit neun Jahren, besser einparken kann als ich. Schließlich übt er es auf Papas Handy per App. Und schalten und steuern kann er auch schon. Ich hatte in seinem Alter keinen blassen Schimmer davon, wie man ein Fahrzeug fortbewegt, mal abgesehen von Puppenwagen, Rollbrettern und Fahrrädern. Autofahren bedeutet für mich: ich saß zwischen meinen Geschwistern eingezwängt auf der Rückbank und wurde, ja nach Kurvenrichtung, mal gegen den...

22. Juli 2016
„Drehfertig machen!“, tönt es durch das Headset direkt in mein Gehirn. Leichter gesagt, als getan, wenn keiner auf die Setaufnahmeleiterin hört. „Verstanden!“, gebe ich zurück. Es knackt und raschelt im Funk, piepen, dann Stille. Jetzt ist es an mir, das Team aus dem Wartemodus wieder ans Arbeiten zu kriegen. Ich stecke den Kopf in das Maskenmobil, um Darsteller Pierre ans Set zu bitten. Wie immer, komme ich gerade ungelegen. Die Maskenbildnerin scheucht mich davon, wie eine lästige...
15. Juli 2016
„Das ist nicht meine Oma! Das ist meine Großtante“, fauchte ich den Mann an der Hotelrezeption an, der mir einen Lolli entgegenstreckte. Wie mir das auf die Nerven ging! Egal, wohin wir gingen, ins Restaurant, ins Hotel, ob der Eisenbahnschaffner unserer Fahrscheine kontrollierte, ob wir ein Museum besuchten oder uns beim Zuckerbäcker mit Naschzeug eindeckten, alle hielten Thekla für meine Oma und mich für ihren süßen Enkelsohn, dem man einen Lutscher schenkten oder über den Kopf...

08. Juli 2016
Fotografieren ist mir lästig, aber es gab Zeiten, da hätte ich Fotos gut gebrauchen können, da hätte ich mich gerne an die Gesichter der coolen Jungs aus der Ferienfreizeit erinnert, hätte gerne den lässigen Look der Mädchen auf dem italienischen Campingplatz kopiert, wofür eine fotografische Vorlage von Vorteil gewesen wäre; ich hätte gerne Bilder gehabt, aus der Zeit, als ich das erste Mal vor Verliebtheit über meinen eigenen Herzschlag stolperte. All diese Fotos hätte ich gerne...
Meine Geschichten · 30. Juni 2016
Berge und Kühe und Dirndl, nackte Füße im eiskalten Bach, blau-weißer Himmel und Gamsböcke, das macht einen ja ganz verrückt, wenn man verliebt ist! Zwischen zwei Semestern klaubten wir ein paar Kröten zusammen, mein damaliger Freund und ich, der mit dem Vornamen, der sich anhörte wie ein kratziges Geräusch und mit dem Nachnamen, der klang wie Harfenmusik. Wir wollten eine Reise machen, in die Berge, dahin wo es so schaurig romantisch ist, wenn man verliebt ist. Mit dem Fiat Panda...

16. Juni 2016
„Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst und übe, dem Knaben gleich, der Disteln köpft an Eichen dich und Bergeshöhn...“ Der Anfang sitzt perfekt. Aber immer wieder bleibe ich an der gleichen Stelle hängen. Ich verheddere mich hoffnungslos in eine Endlosschleife goethischer Worte, während ich Blumentöpfe rücke. Von einem Topf-an-Topf-Verbund müssen die Plastiktöpfe auf einen 10er Abstand auseinandergezogen werden. Gehirnaktivität hierfür nicht erforderlich. Standby. Die...
12. Juni 2016
Es war zu jener Zeit, kurz nachdem die Dinosaurier von unserer Erde verschwunden waren, weil sie zu groß, zu massig waren, zu unhandlich, um dauerhaft zu überleben, zu jener Zeit war es, als ich dich getroffen habe. Angefangen hatte alles mit einem sintflutartigen Regen. Das Wasser platschte auf die Stadt herunter, entschlossen, alles und jeden nass zu machen, stürzte sich von den Dächern, sprudelte aus der Kanalisation und floss die Straßen herunter. Und ich mit meinem roten Dreigangrand...

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