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Kreatives Schreiben- Schreibspiele Teil 1

7 Spielideen zu Rory´s Story Cubes

Rory´s Story Cubes ist ein Set aus neun Würfeln, die mit einfachen Symbolen bedruckt sind. Diese Würfel regen zum Geschichten-Erzählen an. Mündlich oder schriftlich. Alleine oder in Gruppen. 

 

Erfinder Rory, Coach und Creativity Trainer, war eigentlich auf der Suche nach einem Tool, mit dem er in seinen Sitzungen ein Kommunikationsproblem zu überbrücken. Unser Gehirn denkt in Bildern und drückt sich in Wörtern aus. Um das zu leisten, muss unser Denkapparat eine ganze Menge Übersetzungsarbeit leisten. Und manche Menschen tun sich schwer damit. 

 

Durch Rory´s Story Cubes wird diese Transferleistung beflügelt.

 

Die erste Version seines Tool hatte die Form eines Zauberwürfels, bei dem man die Symbole durch drehen zueinander positionieren konnte. 

 

In der Testphase hat sich herausgestellt, dass sich Rory´s Idee bestens eignet, um Geschichten zu erfinden. Aber die Form passte nicht. Zugunsten höherer Flexibilität, einer ansprechenderen Haptik und einem vertrauten Würfelgeräusch, hat sich Rory von der Idee des bewegbaren Komibwürfels gelöst und Einzelwürfel entworfen. Das bringt auch den Vorteil mit sich, dass alle Teilnehmer jeden Wurf gut mitverfolgen können und am Ball bleiben.   

 

Rory´s Story Cubes gibt es in zwei verschiedenen Größen, in thematisch sortierten Editionen (Fantasy, Voyages, Action) und in 3er Sets zum Selbermixen. Auf dem Markt sind auch Sondereditionen mit Motiven aus Batman, Moonin, Doctor Who, Scooby-Do und Looney-Tunes. Und es gibt die extragroßen Würfel für den Einsatz im Schulunterricht. 

 

Ich habe die klassische Version im orangefarbenen Karton mit den Teilnehmern meines Kurses Kreatives Schreiben getestet. 

 

1. Vorstellungsrunde - Menschen Bunt zusammengewürfelt

Wir hassen sie alle: Die klassische Vorstellungsrunde in Gruppen. Noch ehe wir an der Reihe sind, kleben unsere schweißnasse Hände und im Geist formulieren wir, wie wir uns gleich präsentieren wollen. Dass wir dabei wenig von den anderen mitbekommen, versteht sich von selbst. Aber: Eine Vorstellungsrunde muss nicht zum Stress werden. 

 

Ich habe schon vieles ausprobiert und werde auch weiterhin auf Abwechslung setzen. Mit den Würfeln kann eine Vorstellungsrunde beispielsweise so Ablaufgen. 

 

Eine beliebige Gruppenteilnehmerin beginnt und würfelt mit allen neun Würfeln. Sie entscheidet sich für das Motiv, zu dem sie sich am stärksten hingezogen fühlt. Sie benennt und beschreibt das Symbol, zeigt es den anderen und schildert in einem kurzen Satz, warum sie sich für das Symbol entschieden hat, was es mit ihr zu tun hat und was mit dem Thema der Gruppe.

 

Beispiel: Eine Teilnehmerin des Kurses Kreatives Schreiben würfelt ein Flugzeug, nennt ihren Namen und erzählt, dass sie zwar nicht gerne fliegt, sich aber wie über den Wolken fühlt, wenn sie erstmal richtig drin ist, im Schreib-Flow. Besser als jede Flugreise. Und billiger und umweltfreundlicher. 

 

Dann gehen die Würfel weiter an den nächsten Teilnehmer, bis sich alle vorgestellt haben. 

 

 

2. GEschichten erzählen

Am geselligsten ist es, mit den Würfeln Geschichten in einer Gruppe zu erzählen. Eine super Beschäftigung für einen lustigen Abend am Kamin oder eine lange Zugfahrt. Wer anfängt würfelt und lässt sich von den Bildern inspirieren, eine Geschichte zu beginnen. Hat er alle zu den Symbolen gehörigen Begriffe verwendet, ist der nächste an der Reihe. mit seinem Wurf hat er die Aufgabe die angefangene Geschichte weiterzuerzählen. Der letzte in der Runde ist aufgefordert, die Geschichte zu einem runden und bestenfalls logischen Abschluss zu bringen.

 

Ihr werdet überrascht sein, was für verschlungene Wege eure Story einschlägt! 

 

Natürlich könnt ihr das Spiel auch mit weniger Würfeln machen. Lustig ist es auch, wenn jeder nur einen Satz einer Geschichte erzählen darf, bevor der nächste dran ist. 

 

Der Nachteil an diesem Spiel ist der, dass es schwierig ist den roten Faden konsequent zu verfolgen. Aber dafür ist es umso witziger! 

Beispiel: Bei einem Wurf wie diesem könnte die Geschichte so anfangen: "Eine Schildkröte saß auf dem Rand eines Springbrunnens. Auf der Wasseroberfläche sah sie eine Biene, die um ihr Überleben ruderte. Die Schildkröte beschloss, der armen Biene zu helfen und suchte nach einem Stock. In der Nähe spielten ein paar Jungs mit Pfeil und Bogen herum. Als das Handy einer der Jungs klingelte, nutzte die Schildkröte diese Ablenkung, um sich einen der Pfeile zu schnappen. Damit musste es doch klappen, die Biene vor dem Ertrinken zu retten..." 

 

3. Der Lockere Einstieg für die Gruppe - Reihum schreiben

Wenn ein neuer Schreibkurs beginnt, will ich die Teilnehmer am ersten Abend nicht überfordern. Ich will vor allem eins vermitteln: "Schreiben macht Spaß. Schreiben ist Einach. Hier gibt es was zu Lachen!" Schließlich will ich, dass alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen beim nächsten Mal wieder kommen. 

 

Zum Lockerwerden eigenen sich klassische Schreibspiele, bei denen etwas geschrieben und dann zum Ergänzen in der Runde weitergereicht werden. Hier sind der Phantasie keinen Grenzen gesetzt.

 

Der Vorteil dieser Spiele ist, dass die Teilnehmerinnen sich nur einzelne Sätze ausdenken müssen, nicht gleich eine ganze Story. Außerdem fällt es leichter vorzulesen, was man nicht allein zu verantworten hat. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Alle kommen sofort ins Schreiben und wer einmal vorgelesen hat, traut sich auch ein zweites Mal.

 

In der Würfelversion des Reih-Um-Spiels kann man folgendermaßen vorgehen: jede Teilnehmerin hat ein Blatt Papier vor sich. Und einen der Würfel. Bei mehr als neun Teilnehmern kann man ein zweite Würfelset ins Spiel bringen, damit nicht erst getauscht werden muss.

 

Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin würfelt und formuliert einen ersten Satz, in dem das gewürfelte Symbol vorkommt. Außerdem sollte im ersten Satz klar werden: Mit welcher Figur haben wir es zu tun? Wo befindet sich die Figur? Was tut sie gerade?

 

Beispiel: Die Teilnehmerin würfelt eine Brücke. Ihr erster Satz könnte lauten: "Flavio stand auf der Brücke und beobachtet den roten Schwimmer seiner Angel, der auf dem Wasser tanzte." 

 

Danach wird der Zettel mit dem Satz und dem dazugehörigen Würfel zum nächsten Teilnehmer weitergegeben. Dieser würfelt erneut. Würfelt er wieder das gleiche Symbol, verwendet er dieses in seinem nächsten Satz. Es bietet sich also an, den genannten Begriff näher zu beschreiben.

 

Beispiel: "Die Brücke war alt und morsch und niemand wusste, wie lange sie noch halten würde." 

 

Würfelt er ein anderes Symbol, so ist er dazu aufgefordert, die Handlung voran zu treiben. 

 

Beispiel: (Symbol Buch) "Flavio sah, dass etwas im Fluss trieb: ein dickes, altes Buch, mitgenommen vom Wasser, aber möglicherweise noch lesbar." 

 

Jetzt knickt der Schreibende das Blatt so nach hinten um, dass die nächste Teilnehmerin jeweils nur den Satz lesen kann, den ihr Vorgänger geschrieben hat und bezieht ihren nächsten Satz auf diesen. 

 

Spielt so lange, bis jedes Blatt einmal rum ist, bis das Blatt voll ist oder ihr keine Lust mehr habt.

 

Dann lest euch die Ergebnisse gegenseitig vor. Ich wette, dass es was zu Lachen gibt. 

4. Figuren würfeln - 3 Elemente für eine gute Figur

Zu jeder guten Geschichte gehört eine gute Hauptfigur. Denn diese treibt mit ihrem Charakter die Handlung voran.

 

Mit Rory´s Story Cubes könnt ihr schnell eine überraschende Figur für eine Geschichte entwickeln. Dazu braucht ihr drei Würfel. An den gewürfelten drei Symbolen macht ihr drei Charaktermerkmale eurer Figur fest. 

Beispiel: Fisch-Mond-trauriges Smilie- "Der Fischer-Züchtern liegt nachts oft wach, weil er so traurig darüber ist, dass er seine Fische verkaufen muss, wenn er Geld verdienen will, obwohl er jeden einzelnen ins Herz geschlossen hat."

 

Ist diese Figur einmal umrissen, könnt ihr sie mit jeder erdenklich Schreibinspiration konfrontieren und so eure Geschichte lostreten. 

 

Weil ich es beim Schreiben in Gruppen bevorzuge, wenn die Teilnehmer und Teilnehmerinnen überrascht werden, lasse ich die drei Würfel vom Sitznachbarn würfeln. 

 

Natürlich könnt ihr auf die gleiche Weise auch noch andere Figuren erwürfeln, die ihr in eure Geschichte auftreten lassen wollt. 

5. Störgeschichte - Mit den würfeln in eine neue Richtung

Eine Störgeschichte stört den Schreibfluss und fordert dazu auf, einem Umweg oder auch zu einer Abkürzung auf dem Weg zum Ziel einzuschlagen. Dies ist einer meiner liebsten Schreibinspirationen in Gruppen. Funktioniert aber auch alleine. Es eignet sich nicht für die Erarbeitung durchgeplotteter Geschichten, weil die Gefahr besteht, dass ich mein Ziel aus den Augen verliere. Dafür ist dieses Spiel höchst inspirierend.

 

So funktioniert es: 

Wenn du dich mitten im Schreiben befindest und alles läuft ganz hervorragend, kommt die Störung. Entweder du hast dir einen Timer gestellt, wenn du alleine schreibst, oder als Kursleiterin unterbrichst du die Schreibphase zu einem Zeitpunkt, zu dem keiner damit rechnet. Alle beenden ihren angefangenen Satz und legen den Stift zur Seite. Jetzt würfelt eine Person mit einem Würfel. Das Wort zu dem Symbol, das gewürfelt wurde, muss von allen Kursteilnehmern im nächsten Satz angewendet werdet. Und nicht schummeln!

 

Einfach nur das Wort verwenden, ohne einen Bezug zur Handlung herzustellen, gilt nicht. Das störende Moment in diesem Spiel dient dazu, dass es die Handlung verändert.

 

Ihr werdet überrascht sein, wie lustig es ist, wenn man plötzlich mitten in der Geschichte die Fahrtrichtung wechseln muss. Aber glaub bloß nicht, dass die Teilnehmer sich in dem Moment freuen, wenn die Störung kommt. Der Spaß kommt erst später... ; )

 

 

6. Autobiografisches Schreiben - Würfel dich durch dein Leben

Wer Lust hat, über sich selbst zu schreiben- sei es, um sich über eine Situation Klarheit zu verschaffen- sei es, um sich an Vergangenes zu erinnern- kann hier auch die Würfel einsetzen. 

 

Entweder:

Du beschäftigst dich mit einer konkreten Frage, die dich gerade umtreibt, formulierst diese und würfelst dazu. Nimm gerne alle neun Würfel. Die Symbole, die du gewürfelt hast, versuchst du in eine für dich sinnvolle Reihenfolge zu legen. Und dann schreib los, von links nach rechts, einen Würfel nach dem anderen. Entweder du schreibst deine Gedanken nieder oder machst daraus eine Geschichte, aus deinem Leben inspiriert. 

 

Beispiel: 

Frage: Was würde mir jetzt guttun? 

gewürfelte Symbole: Zelt, Blume, Buch, Regenbogen, Schildkröte, Fußabdruck, Taschenlampe, Sprechblase, Waage

 

"Mir würde es gut tun, ein paar Tage zelten zu gehen, mich so langsam zu bewegen wie eine Schildkröte, auf einer Blumenwiese ein Buch zu lesen, nette Selbstgespräche zu führen... aber das ganze muss ich genau abwägen, damit das Licht nicht ausgeht..."  

 

Verwechsle die Würfel nicht mit einem Orakel- obwohl man sie dafür vielleicht auch verwenden kann- sondern sieh zu, welche Assoziationen sich bei dir auftun, wenn du die Symbole betrachtest. Es kann auch sein, dass dir zum Symbol Zelt einfällt, dass du mal wieder die Küche putzen solltest, es Zeit wird für einen Pärchenabend oder du dir nichts Schlimmeres vorstellen kannst, als einen Campingurlaub. 

 

Genauso kannst du natürlich auch verfahren mit Fragen, die sich um deine Vergangenheit drehen. 

 

 

Oder: 

Du nutzt die Würfel, um dich an Ereignisse in deiner Vergangenheit zu erinnern. Hierzu würfelst du mit einem Würfel. Zu manchem Symbol fällt einem sofort etwas ein, zu anderen Symbolen muss man länger die Gedanken spielerisch hin- und herschaukeln. Aber verlass dich drauf: Es fällt dir immer etwas ein. 

 

Beispiel: Du hast einen Mond gewürfelt. Dazu fällt dir ein, dass du als Kind Nachtwandler warst. Dabei bist du einmal zu den Nachbarn rüber gegangen, hast geklingelt und um ein Glas Wasser gebeten. Weil die Nachbarn so geschockt waren über den nächtlichen Besuch, haben sie sofort die Polizei verständigt... 

 

Möglicherweise wäre dir diese Story nicht eingefallen, wenn du dich nicht mit dem Begriff "Mond" auseinander gesetzt hättest. Verliere nicht die Geduld. Die Erinnerung kommt zu dir! 

Hier noch ein Tipp: Fasse die Begriffe nicht zu eng. Nimm sie nicht zu wörtlich.  Lasse zu, dass deine Assoziationen um mehrere Ecken wandern. Nur weil du einen Mond gewürfelt hast, muss deine Erinnerung nicht tatsächlich einen Mond beinhalten. Es kann sich auch um ein nächtliches Erlebnis handeln, einen wilden Traum, ein Ereignis während eines Laternenumzugs, der Wunsch das Universum zu bereisen... 

7. Schreibblockaden Lösen - Einfach weggewürfelt

Schreibblockade ist der Überbegriff für alle erdenklichen Gründe, die dich vom Schreiben abhalten.

 

Man kann sich auf vielfältige Weise mit Schreibblockaden beschäftigen. Oder man überwindet sie einfach. Ganz leicht geht das mit Rory´s Story Cubes. 

 

Entweder du schreibst mit Hilfe der Würfel an der Stelle deines Textes weiter, an der du die Blockade erfährst, oder du nimmst dir dafür ein leeres Dokument oder leeres Blatt Papier. 

 

Nun schreibst du in einem inneren Monolog über deine Schreibblockade. Lass dich darüber aus, wie blöd sie ist, diese Schreibblockade, wie lange sie schon da ist, wo du sie fühlst und was du alles darum geben würdest, wenn sie sich einfach auflöste.

 

Wenn du an dem Punkt angelangt bist, dass du alles gesagt hast, was es zu deiner Schreibblockade zu sagen gibt, nimmst du die Würfel zur Hand und würfelst am besten alle neun Würfel. Bringe die Würfel in eine für dich stimmige Reihenfolge.

 

Nun beginne einen Satz mit "Wenn ich keine Schreibblockade hätte, würde ich an meiner Geschichte weiterschreiben und zwar so..." Nun verwende in jedem Satz das gewürfelte Symbol und halte die Reihenfolge ein. Nachdem du neun Sätze geschrieben hast, kann man kaum noch von einer Schreibblockade sprechen. Und mit ziemlich großer Sicherheit hat dieses Experiment dich auf neue Ideen gebracht... Worauf wartest du noch?

Rory´s Story Cubes - ein tolles Spielzeug

Derzeit bin ich im Besitz eines Rory´s Story Cubes Sets, aber ich bin drauf und dran, mir die anderen Versionen zuzulegen, denn ich bin begeistert.

 

Würfeln kann jeder. Die Symbole sind (fast) alle leicht zu verstehen. Die Variantions-Möglichkeiten sind gigantisch. Und kinderleicht lassen sich selbst unendlich viele andere Spielregeln ausdenken.

 

Rory´s Story Cubes wandern auf alle Fälle in das nächste Reisegepäck. Und in den Seminarkoffer. Denn bei Coaching und Mediation werde ich sie auch sicher mal einsetzen.  

 

Schaut euch gerne mal das ganze Sortiment selbst an.

Auf die Würfel! Fertig! Los!  

 

www.storycubes.com